Offiziersgesellschaft Stadt Bern, 3. Juni 2025: Anstelle des erkrankten Br Peter Bruns ist Johannes Stäger, Stv Chef Streitkräfteentwickung, eingetroffen und der Präsident begrüsst ihn mit Dank für seine Bereitschaft den Vortrag zu halten. Er begrüsst daselbst rund 50 Anwesende. Der Titel des Referates zeigt bereits die Komplexität auf: Der Sensor – Nachrichten – Führung – Wirkungsverbund (SNFW). Der Referent meistert dieses vielseitige Thema mit Leidenschaft und vermag volle Aufmerksamkeit und Interesse zu wecken. Zuletzt sind sich die Mitglieder einig: Jetzt wissen wir mehr. Es hat sich gelohnt, dabei zu sein.
Die DxDA, eine Publikation der Schweizer Armee, widmet sich der digitalen Transformation der Armee . Die Absichtserklärung, Manifesto, heisst: Wir, die Schweizer Armee stellen bei der Digitalisierung die Geschwindigkeit des SNFW ins Zentrum; delegieren Entscheidkompetenz so tief wie möglich; teilen Informationen und treffen Entscheide informationsbasiert; suchen und nutzen die Kraft von funktionsübergreifenden Teams. Die DxDA behandelt also von den operativen Faktoren Kraft, Raum, Zeit und Information die letzten zwei – jene, die am besten beeinflusst werden können. Im Prinzip geht es darum, die bestens bekannte Auftragstaktik unter Einbezug der Technologie weiterzuentwickeln.
Die Armee ist der Dreh- und Angelpunkt verschiedener Stufen, der Vernetzung mit dem Sicherheitsverbund Schweiz (SVS) und mit ausländischen Partnerorganisationen. Die Entwicklung ist zukunftsgerichtet. Die Militärische Gesamtplanung 2024 über 2030 hinaus bis 2050 zeigt die Entwicklung der operationellen Fähigkeiten welche Schritte bis wann umgesetzt werden müssen. Unsere Armeebotschaft gilt für die nächsten 12 Jahre, wobei die Beschaffungszeiten lang sind. Deshalb braucht es eine detaillierte Darstellung der heutigen Armee bis in 4 Jahren, der geplanten Armee bis 12 Jahren und der zukünftigen Armee darüber hinaus. Dazu gehören auch Fähigkeits- und Ressourcenmanagement sowie Grundlagenplanung und Forschung, im Wechselspiel.
Der Referent wendet sich auch Erkenntnissen aus jüngsten Konflikten, dem Ukrainekrieg, zu. Es sei zwar anspruchsvoll aus einem laufenden Krieg etwas logisch Sinnvolles abzuleiten, gehöre aber dennoch zum Kerngeschäft, weshalb natürlich mit den Nachrichtendiensten zusammengearbeitet werde. Man muss bis weit unten gut vernetzt sein, auch in der Führung. Man muss kennen, was aus der Luft kommt, zuerst fallen uns die Drohnen ein. Das operationelle Tempo ist für uns neu. Auf der Folie aus der Ukraine sind Soldaten gemeinsam mit Partnern anderer Organisationen zu sehen. Selbst der Hund vor dem Privathaus ist ein aufmerksamer Beobachter. Stichworte sind Führung und Vernetzung taktischer Verbände; Kompetenzdelegation; Degradationsfähigkeit; Interoperabilität. Wer dabei war, erkennt, wie dieses Referat von Johannes Stäger eine ideale Ergänzung darstellt zu den Referaten von Thomas Rothacher (Februar 2025) und Marcel Berni (Mai 2025). Die Aufmerksamkeit ist ungebrochen, das Interesse ist greifbar.
Referent Stäger geht zu den Punkten Wirkmittel und Mobilität; Wirkung über grosse Distanzen; Munitionstypen und das Ziel: Wirkung vor Schutz. Unverzichtbar ist Nachrichtendienst, die Sensoren an das Lagebild anzubinden. Seit 2015 gibt es kommerzielle Satelliten im Weltraum. Auch die Armee muss wissen, was im Weltall vor sich geht.
Johannes Stäger verwendet teilweise dieselben Begriffe, aber immer wieder aus einem anderen Blickwinkel, sozusagen dreidimensional und gut verständlich. Dabei nimmt er Bezug auf das «schwarze Buch» der Schweizer Armee von 2023 . In einem Rückblick auf das Jahr 2000 erkennen die Zuhörer, dass sich die Grundlagen der Militärstrategie sehr verändert haben. Wir müssen schnell reagieren können, die Verteidigungsfähigkeit stärken. Tabellen zu Waffenwirkungen km/kmh untermalen dies noch. Auf Bedrohungen müssen Antworten gefunden werden. Was verstehen wir unter Digitaler Transformation? Es geht weiter zur Frage: Was heisst der SNFW-Verbund? Jemand sieht etwas, jemand meldet etwas, jemand tut etwas (Wirkung). Es geht also darum, die Sensoren und Effektoren so zu vernetzen, dass eine gewünschte Wirkung schneller erreicht wird als heute – und schneller als der Gegner wirken kann. Damit sind wir bei der Kurzerklärung: Geschwindigkeit ist entscheidend. Partner werden national und international integriert. Der Referent erklärt, wie wir damit arbeiten können. Es geht um Menschen, Daten, Partnerschaften und Systeme.
Das war eine volle Ladung an Information ins «Feldlager» der OG Stadt Bern. Wie gut das Gehörte angekommen ist, spürt Johannes Stäger beim Apéro, den er kaum geniessen kann, denn er ist der eigentliche Belagerte und darf noch sehr viele Fragen beantworten. Der Rucksack an Wissen ist wieder gut gefüllt worden. Wir haben einiges zu überdenken.
Four aD Ursula Bonetti